Zwillinge stillen: Wie geht das?

Ja, Zwillinge stillen, das geht und hat Vorteile für Kinder und Eltern. Ich habe für dich Fakten und praktische Tipps zum Thema Zwillinge stillen, denn ich spreche aus eigener Erfahrung.

Muttermilch: Gesundheitliche Vorteile für Mehrlinge

Was für Einlinge gilt, gilt auch für Zwillinge: Muttermilch ist perfekt den Bedürfnissen des Babys angepasst und weit mehr als Nahrung. Sie enthält Abwehr‐ und Schutzstoffe, reduziert gesundheitliche Risiken wie etwa für den so genannten „Plötzlichen Kindstod“, verringert die Wahrscheinlichkeit für Allergien und vieles mehr. Zwillinge sind oft frühgeborene Babys und als solche anfälliger für schwere Gesundheitsprobleme, deren Risiko Muttermilch nachweislich reduziert.

Wie kann ich mich auf das Zwillinge stillen vorbereiten?

Werde dir zuerst klar darüber, ob du stillen möchtest oder nicht. Denn direkt nach der Geburt, im Hormonrausch, ist kein geeigneter Zeitpunkt für diese Entscheidung. Bei Unsicherheiten und Fragen kannst du dich jederzeit an deine Hebamme wenden. Ich persönlich bin sehr unvoreingenommen, um nicht zu sagen naiv an das Stillthema herangegangen und dachte mir, dass sehen wir drei dann schon, wenn es so weit ist.

Hilfreich war auch, dass im Krankenhaus bereits bekannt war, dass ich das Stillen der Zwillinge versuchen möchte. So kann sich auch das Team dort darauf einstellen und dir gleich beim ersten Anlegen nach der Geburt helfen.

Mein persönlicher Rat: Mach dir nicht schon Stillstress, bevor es überhaupt losgeht. Während der Schwangerschaft gibt es ohnehin jede Menge zu erledigen und zu bedenken, da sind zu viele Überlegungen nur Zeit- und Energieräuber – und vieles ist dann doch anders, wenn die Zwillinge erst einmal da sind.

Erfahrungsbericht Zwillinge stillen: So läuft es ab!

Bitte festhalten, denn hier kommt das Stillen von Zwillingen wie es tatsächlich ist: Anstrengend, wunderbar und mal mehr, mal weniger friedlich.

Phase 1: Kontakt nach der Geburt

Wie auch bei einem Kind ist Hautkontakt mit Mama möglichst schnell nach der Geburt der beste Start fürs Stillen. Selbst nach einem Kaiserschnitt ist es möglich, die Babys schnell anzulegen – auch wenn es vielleicht noch nichts mit tatsächlichem Stillen zu tun hat, weil die Zwillinge noch zu schwach zum Saugen sind. In dieser Situation musst du das nicht alleine bewältigen! Lass dir von den Hebammen oder deinem Partner dabei helfen und versuche einfach, deine Babys an die Brust zu bringen.

Ab dann wird möglichst oft angelegt und mit einer Milchpumpe gepumpt, um die Produktion der Muttermilch anzuregen. So steigert sich die Milchmenge nach und nach und deine Babys werden mit der Muttermilch versorgt, sei es direkt aus der Brust oder Flasche.

Durch das Kuscheln wird das „Glückshormon“ Oxytocin ausgeschüttet, das den Fluss der Vormilch („Kolostrum“) anregt. Diese kann aus der Brust gestreift, mit einer Spritze aufgefangen und deinen Neugeborenen in die kleinen Münder gespritzt werden.

Tipp von Mama zu Mama

Phase 2: Wir fahren zweigleisig

Bis bei uns der sprichwörtliche „Knopf“ aufging, vergingen über zwei Wochen. Zwei Wochen, in denen ich daheim alle drei Stunden lang die Zwillinge nacheinander anlegte und irgendwie versuchte, sie zur Kooperation zu bewegen. Zwei Wochen, in denen ich nach dem Stillen fleißig die Milchpumpe aktivierte, um einerseits den Milchfluss weiter anzuregen und andererseits die Muttermilch aufzufangen, um sie den Zwillingen via Flasche zu füttern. Anfangs reichte sie nicht aus und mein Mann half zusätzlich, Milchpulver anzurühren und zu temperieren.

Zwillinge nacheinander oder gleichzeitig stillen?

Ich kenne keine einzige Zwillingsmutter, die ihre Kinder nacheinander gestillt hat. Zu groß sind die Vorteile beim Tandemstillens. Der Vorschlag, man könnte die Zwillinge auch „nach Bedarf“ stillen, also jeden immer dann, wenn er gerade Hunger oder Lust hat, hat leider nichts mit der Realität von Zwillingseltern zu tun.

Verfechter des einzelnen Stillens argumentieren damit, dass sich die Mama so jedem Kind einzeln in Ruhe widmen kann. Das klingt plausibel, aber meine Frage wäre da, wie ruhig diese Ruhe schon ist, wenn ein hungriges Baby warten muss bis das Geschwisterchen fertig ist? Es sind Zwillinge, waren sie schon immer. Und die Zuneigung einer Zwillingsmama muss nicht geteilt werden, sie kann verdoppelt und zwei Kindern gerecht werden.

Der offensichtlichste und größte Vorteil beim Tandemstillen ist der Zeitaufwand, der sich halbiert. Bei acht bis zwölf Stillmahlzeiten pro Tag ist das einfach viel. Außerdem erübrigen sich Dokumentationen darüber, welcher Zwilling nochmal wann wie lange getrunken hat? Bei dieser Frequenz verlierst du schnell den Überblick.

Anstatt jedem Zwilling standardmäßig eine Seite zuzuweisen, solltest du bei jedem Stillvorgang abwechseln. Auch, wenn die Babys unterschiedlich stark und viel trinken, bleibt die gleichmäßige Produktion so aufrecht.

Tipp von Mama zu Mama

Stillpositionen für das Stillen im Trio

Es gibt ein paar Positionen, die für das Tandemstillen empfohlen werden, am gängigsten ist die Stillposition in Rückenlage oder auch „Football‐Griff“, bei dem die Mama die Köpfe der Babys wie zwei Footballs unter den Achseln hält, die Beine der Kinder zeigen nach hinten.

Eigentlich ist nur wichtig, ein spezielles Zwillingsstillkissen zu haben, das wie eine Art Bauchladen aussieht und auf dem zwei Babys bequem Platz finden. Wie ihr dann tatsächlich stillt, ist zweitrangig. Solange die Zwillinge gut „andocken“ ergibt sich der Rest von allein.

So stellst du die ausreichende Milchmenge bei zwei Kindern sichern

Theoretisch produziert jede Zwillingsmama genug Muttermilch für ihr Duo – und mit ein paar Tricks wie dem häufigen Abpumpen lässt sich zusätzlich etwas nachhelfen. Wenn du willst, kannst du jederzeit eine Stillberaterin hinzuziehen.

Wenn du Zwillinge stillst, braucht dein Körper etwa 60 Prozent mehr Kalorien als gewöhnlich und drei Liter Wasser täglich. Eine große Rolle spielt also dein Wohlbefinden als Mama und dass du nicht vergisst, auf dich selbst zu achten, genug zu essen und zu trinken.