Zwillinge synchronisieren: Was es bringt und wie es funktioniert
Zwillinge zu bekommen bedeutet doppeltes Glück, das stimmt. In der Realität bedeutet es aber auch, zwei Babys zu haben, die gefüttert, gewickelt und in den Schlaf gewiegt werden wollen.
Schnell bekommt man da als Mama das Gefühl, eigentlich 23 Stunden täglich nichts anderes zu tun. Zeit für dich? Fehlanzeige! Ein Geheimtipp unter Zwillingseltern ist es deshalb, die Zwillinge zu synchronisieren. Was das ist und wie es funktioniert, verrate ich dir jetzt.
Zwillinge synchronisieren: Was ist das?
Das Problem: Es kehrt niemals Ruhe ein.
Und sind sie sich auch noch so ähnlich: Zwillingsgeschwister „ticken“ nicht zwangsweise gleich. Wenn deine beiden (im für dein Zeitmanagement sportlichsten Fall) extrem unterschiedliche Schlaf‐/Wachphasen haben, dann auch noch zu verschiedenen Zeiten essen und neue Windeln brauchen, dreht sich das Babyrad schneller und schneller. Ist der Schlaf‐Essens‐Windel‐Kreislauf für ein Baby erledigt, beginnt er mit Nummer 2 von vorne – und schon meldet sich Nummer 1 wieder zurück. Das geht an die Substanz!
Die Lösung: Alles in einem „Aufwasch“ erledigen!
Zwillinge synchronisieren bedeutet, dafür zu sorgen, dass sich ihre Rhythmen angleichen. Beide Kinder also gleichzeitig essen und schlafen. Es wirkt auf den ersten Blick vielleicht komplizierter, weil du dann beide Babys zur gleichen Zeit stillen oder sie füttern musst – und ja, es kann knifflig sein, beide zeitgleich zum Schlafen zu bewegen. Langfristig jedoch erleichtert es dir den Alltag mit Zwillingen enorm und beschert dir, liebe (werdende) Zwillingsmama, echte Verschnaufpausen.
Pro & Contra: Was für und was gegen das Synchronisieren deiner Zwillinge spricht
Unter Zwillingsmüttern gibt es metertiefe Gräben zwischen den Meinungsfronten zum Thema Synchronisieren der Babys. Ich persönlich habe meine Mädchen von Anfang an getimed und empfehle es wirklich von Herzen. Bilde dir gerne selbst deine Meinung, denn nur du entscheidest, was für dich und deine Kinder richtig ist. Das sind die vier häufigsten Argumente von Kritikern und jeweils ein Pro‐Standpunkt dazu:
Auch Zwillinge sind Individuen
Jedes Kind hat seinen eigenen Flow. Diesen natürlichen Rhythmus zu stören und dem Baby einen fremden „aufzuzwingen“ fühlt sich falsch an und kann nicht gesund sein.
Andererseits: Aus Erfahrung kann ich sagen, zwingen lassen sich Babys ohnehin erst mal zu nichts, schon gar nicht zum Essen oder Schlafen. Und diese kleinen Individuen sind eben von Anfang an ein wahnsinnig vertrautes, inniges Duo! Von einem „fremden“ Rhythmus zu sprechen, verkennt diese Tatsache.
Es gibt Mama‐Zeit für jedes Kind
Wenn ein Baby wach ist, während das andere schläft, hat man als Mama Zeit, sich einmal einzeln mit seinen Zwillingskindern zu beschäftigen und ihnen seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken.
Andererseits: Auch synchronisierte Babys schlafen nicht exakt gleich lang, sodass ganz von allein exklusive Mama‐Zeit entsteht. Und es stellt sich überhaupt die Frage, ob Zwillingskinder das wirklich so sehr brauchen und wollen, wie wir meinen? Ich persönlich glaube, sie sind auch mit Mama im Trio sehr glücklich.
Es ist langwierig und auch keine Garantie
Das Synchronisieren der Schlafrhythmen kostet Zeit und Nerven – und dann gibt es Zwillingskinder, die sich einfach trotz aller Bemühungen partout nicht synchronisieren lassen, sodass am Ende womöglich alles für die sprichwörtliche Katz war.
Andererseits: Auch, wenn die Babys anfangs noch nicht sofort komplett zur gleichen Zeit schlafen, überlappen sich die Schlafenszeiten zumindest schon und Mama hat eine kleine Zeitinsel für sich. Das ist doch schon was! Ob das Synchronisieren deiner Zwillinge ein Erfolg wird, weiß vorher niemand. Aber wenn es klappt, wird es super!
Es bricht mir das Herz
Ein (endlich) friedlich schlafendes Baby, das sich von den vielen Eindrücken des Tages erholt, aufzuwecken, fühlt sich grausam an. Und Babys brauchen ihren Schlaf!
Andererseits: Ja, die Babys zu wecken, kostet anfangs Überwindung. Aber sie schlafen nach dem Füttern bzw. Stillen viel besser wieder ein als das bei uns wohl der Fall wäre. Und nochmal ja, Babys brauchen ihren Schlaf. Aber Mamas auch – und das ist mein Hauptargument, warum ich meine Zwillinge synchronisiert habe:
Meine Kinder haben eine Mama, die eine Erholungsphase hatte und deshalb wieder viel ausgeglichener ist und besser für sie da sein kann. Das Synchronisieren hat nichts mit mütterlichem Egoismus zu tun, sondern bringt Vorteile für alle.
How to: So gleichst du deine Babys an
Welchen Weg du für dich und deine Zwillinge wählst, liegt einzig und allein bei dir. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie du den Rhythmus deiner Kinder beeinflussen kannst.
Der Weg über das Essen
Wenn deine Babys noch sehr klein sind und erst selbst ihren Rhythmus finden müssen, ist die Synchronisierung leichter als wenn du ein etabliertes System ändern musst. Dann geht es vor allem um die Essenszeiten.
Alle Mahlzeiten, sei es in Fläschchen oder Stillform, werden ab sofort gleichzeitig eingenommen! Das Tandemstillen kann anfangs auch mal gute 20 Minuten in Anspruch nehmen (schon 20 Minuten gespart!). Das heißt auch, dass Zwilling Nummer 2 geweckt wird, wenn Zwilling Nummer 1 nachts Hunger bekommt. Selbst wenn anfangs Zwilling Nummer 2 noch nicht allzu viel essen möchte, bist du zumindest schon mal davor gefeit, dass er dich 30 Minuten später weckt, um zu essen. So gleichen sich die Essenszeiten ganz automatisch nach und nach an (– und wenn sie größer sind, gibt es ohnehin fixe Essenszeiten). Unsere sind bis heute gleichzeitig hungrig!
Eingriff in die Schlafenszeit
Wenn die Kinder schon eigene, feste Schlafzeiten für sich entwickelt haben, solltest du es von der anderen Seite angehen. Schreibe zunächst nieder und finde so heraus, welchen Rhythmus die Kinder überhaupt haben. Sollten sie sich im Extremfall wirklich die Klinke in die Hand geben und einer aufwachen, wenn der andere gerade eingeschlafen ist, dauert die Synchronisierung am längsten. Und so geht’s:
Gib alles und schmeiß Mamas „Bespaßungsmaschine“ an! Halte den Zwilling, der früher schlafen würde, noch 10–15 Minuten hin. Nummer 2 dagegen muss 10–15 Minuten früher ins Bett. Wenn diese Zeiten etabliert sind, behalte sie eine Woche bei und starte den nächsten Annäherungsversuch bis deine zwei zur gleichen Zeit schlafen.
Mama-Life-Hack:
Normalerweise behalten Babys ihre Schlafdauer pro Phase bei. Ist dies nicht der Fall, geht die Rechnung nicht auf. Sollten deine Zwerge also länger schlafen wollen, musst du sie wohl oder übel wecken.
Das funktionierte bei meinen Zwillingen immer gut, wenn ich ihnen sanft die Beine massiert habe!
Wenn es einmal nicht nach Plan läuft
Kinder haben von Anfang ihren eigenen Kopf – bzw. ihre eigenen Köpfe. Manchmal scheint nichts zu gelingen, gewonnene Fortschritte lösen sich in Luft auf und dir geht selbige langsam aus? Beim Zwillinge Synchronisieren helfen dir folgende Dinge:
- Gleichzeitig heißt eben nicht immer gleichzeitig
Auch direkt nacheinander zu füttern, zu schlafen, zu … ist absolut okay und wunderbar!
- Feiere eure Etappensiege
Deine Zwillingskinder sind noch nicht gleich getaktet, aber es gibt schon eine Überlappung? Das ist super und schon jetzt die Möglichkeit für dich, durchzuatmen. Weiter so!
- Immer schön locker bleiben
Klingt so leicht und ist es auch. Morgen ist ein neuer Tag und damit die Möglichkeit, es von Neuem anzugehen.
- Zieh die Reißleine
Gleich alte Babys nicht zu synchronisieren ist auch in Ordnung. Wenn es alle Beteiligten – allen voran dir – auf Dauer viel mehr kostet als bringt, ist es besser, es sein zu lassen und den Alltag mit dann eben „nur“ einem wachen Zwilling entspannend zu gestalten.