Zwei Kindern gerecht werden – wie geht das?

Jede Frau, die Mama von (mindestens) zwei Kindern ist, beschäftigt sich früher oder später mit der Frage: Wie schaffe ich es, meinen Kindern gleichermaßen gerecht zu werden?

Wie gelingt es mir, für beide zu 100 % da zu sein und jedem gleich viel Aufmerksamkeit zu schenken? Ist es überhaupt möglich zwei Kindern gerecht zu werden oder bleibt ein Kind immer „auf der Strecke“?

Wie wir als Mütter aus dem Hamsterrad des schlechten Gewissens aussteigen können (oder im Idealfall gar nicht erst einsteigen) und warum die Sache mit dem „gerecht werden“ vielleicht ganz falsch gedacht ist – ein Denkansatz.

Die Ausgangslage: Eine Mama, viele Bedürfnisse

Mamas können vieles, aber sich zweiteilen gehört nicht dazu. Und so praktisch es auch wäre, zu jedem Kind noch ein paar Hände oder zusätzliche Zeit geschenkt zu bekommen, so klar ist die Lage, wenn mehr als ein Kind nach Mamas Aufmerksamkeit verlangt: Sie muss geteilt werden.

Und schon ist sie da: Deine Sorge, dass eines deiner Kinder ständig zurückstecken muss oder sich gegenüber seinem Geschwisterchen vernachlässigt fühlt – und das trifft dich mitten in dein Mutterherz.

Geschwister liegen auf Picknickdecke
Bei zwei Kindern musst du manchmal Prioritäten setzen, schließlich kannst du nicht alles gleichzeitig.

Perfektionismus: Nährboden für schlechtes Gewissen

Du warst mit deinem ersten Kind beim Babyschwimmen, in Krabbel‐ und Spielgruppen und hast dich 24 Stunden am Tag fast ausschließlich diesem kleinen Wesen gewidmet? Dann wünschst du dir jetzt bestimmt, auch deinem zweiten Kind diese ungeteilte Aufmerksamkeit bieten zu können.

Natürlich wünschst du dir das. Denn du wünschst dir nichts mehr, als beiden Kindern dein Bestes geben zu können – zu 100 %. Zusätzlich zum Neuankömmling ist da aber auch noch das ältere Kind, das dich weiterhin braucht, seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche hat und kein Verständnis dafür aufbringt, dass es Mama teilen soll.

Konfliktsituationen: Mama zwischen den Stühlen

Jetzt ist es soweit: Beide Kinder wollen auf deinem Schoß sitzen. Ein Kind möchte mit Mama basteln, eines gerade gestillt werden. Eines möchte Mama vom Tag im Kindergarten erzählen, eines gerade in den Schlaf geschunkelt werden. Beide Kinder verlangen ihr Recht.

Und in der Mitte bist du.

Hin‐ und hergerissen und vor allem zerrissen. Es versetzt dir einen Stich, denn dir ist klar: 200 % oder 300 % geben? Das ist nicht möglich.

Mutter mit Ihren zwei Kindern von hinten.
Geschwister spielen am Meer.
Zwei Geschwister stehen in der Brandung

„Gerecht werden“? Denkansätze & Ausstiegshilfen

Als Mama von Zwillingen frage mich schon seit meiner Schwangerschaft, wie das eigentlich alles gehen soll. Zwei Kindern wirklich gleichermaßen gerecht werden – geht das überhaupt? Diese Denkansätze helfen mir, aus der Falle des schlechten Gewissens zu entkommen. Ich hoffe dir auch.

1. Du bevorzugst kein Kind, du setzt Prioritäten

Genau so funktioniert der Alltag als Mehrfach‐Mama nun einmal. Wer braucht mich gerade dringender? Welcher Wunsch, welches Bedürfnis hat jetzt Vorrang? Du setzt Prioritäten. Das aufgeschürfte Knie rangiert höher als der Wunsch, mit Mama ein Buch zu lesen, die volle Windel sticht den Heißhunger auf Pfannkuchen.
Es geht nicht darum, ein Kind hinten anzustellen, sondern lediglich sein momentanes Bedürfnis. That’s it!

Geschwister sitzen zusammen auf einem Sessel.

2. Du findest eine Lösung

Vielleicht dauert es einen Moment und vielleicht ist sie weit davon entfernt, perfekt zu sein, aber du findest eine Lösung und wirst es schaffen, die Bedürfnisse beider Kinder zu stillen. Aber eben nacheinander.

Was wirklich zählt, ist doch, dass deine Kinder wissen: Mama ist für mich da und hilft mir. Manchmal muss ich etwas warten, aber ich kann mich darauf verlassen.

3. Sieh auch die andere Seite!

Wer sagt eigentlich, dass es das Beste für dein Kind ist, deine ungeteilte Aufmerksamkeit zu haben? Ja, sobald ein Kind nicht mehr allein der Chef im Laden ist, müssen beide dann und wann zurückstecken. Aber Geschwister zu haben ist auch wunderbar!

Deine Kinder sind niemals allein. Sie haben mit dem Geschwisterchen immer einen Gefährten an ihrer Seite, jemanden, mit dem sie an ferne Fantasieorte reisen und ganz in ihre Spielwelt eintauchen können. Jemanden, der sie besser versteht als sonst jemand.

4. Vielleicht bist das Problem du!

Kinder sind verschieden. In unterschiedlichen Lebensphasen brauchen sie einmal mehr, einmal weniger Aufmerksamkeit von Mama – und überhaupt sind manche Kinder einfach anhänglicher als andere. Ein Kind will vielleicht ständig getragen werden und schläft nur mit Körperkontakt ein, während das andere ersatzweise mit seinem Kuscheltier schmust.

Eigentlich alles bestens, aber dennoch ist sie zur Stelle – die Stimme des schlechten Gewissens: „Das arme, brave Kind! Das wird auch noch dafür bestraft, dass es unkompliziert ist! Nimm es auf den Arm und kuschel dich auch zu ihm ins Bett, sonst wird es total vernachlässigt!“

Was für ein Trugschluss. Dein Kind ist mit der Situation zufrieden, sei du es auch!

Geschwister können sehr verschieden sein – versuche jedem deiner Kinder den Raum oder die Nähe zu geben, die es sich wünscht.

Tipp von Mama zu Mama
Geschwister beim gemeinsamen Spielen
Als Geschwister muss man die Aufmerksamkeit von Mama teilen – aber man teilt auch vieles Gutes.

5. Sei bereit für den Stich mitten ins Herz

Wenn sich Kinder bereits artikulieren können und sich beschweren („Mama, ich will auch bei dir schlafen!“, „Warum muss immer ich warten?“), drückt das bei uns Müttern einen ganz bestimmten Knopf und jedes Wort trifft uns mitten ins Herz. Wie gern würden wir gleichzeitig basteln und schaukeln oder uns zum Einschlafen an jedes Kind kuscheln.

Es ist an der Zeit, sich mit dem flauen Gefühl im Magen anzufreunden. Es ist okay, dass du dich so fühlst und es wird immer wieder auftauchen! Sieh es als Zeichen dafür, dass du eine gute Mutter bist, die sich einfach um das Wohl ihrer Kinder sorgt.

Und den Rest erledigt dein Unterbewusstsein, dein Instinkt als Mama und die Tatsache, dass du beide Kinder liebst. So gleicht sich in Summe doch alles automatisch aus. Und von deiner Mutterliebe hast du auf jeden Fall 200 Prozent – und sie muss auch gar nicht geteilt werden!