Vegane Ernährung in der Schwangerschaft

Wer sich für eine vegane Ernährung entschieden hat, legt diesen Teil seines Lebens auch mit einer Schwangerschaft nicht einfach für neun Monate ab wie einen Wintermantel im Sommer.

Ein Blick auf den Ernährungsplan für Schwangere zeigt jedoch, dass Ärzte insbesondere tierische Produkte empfehlen, um einem Nährstoffmangel vorzubeugen. Worauf also sollten schwangere Frauen bei veganer Ernährung besonders achten und wie schätzen Experten die Gefahr einer Mangelversorgung ein?

Schwangere Frau mit Mangold in der Hand und Einkaufskorb unter Arm mit veganen Produkten

Vegane Ernährung in der Schwangerschaft: Das sagen Experten

Da die Studienlage noch sehr überschaubar ist, raten die meisten Mediziner und Experten von einer rein pflanzlichen Ernährung in der Schwangerschaft ab. So auch die „Deutsche Gesellschaft für Ernährung“ (kurz DEG), die in ihrem Positionspapier von 2016 feststellt, dass bei einer rein pflanzlichen Ernährung die „ausreichende Versorgung mit einigen Nährstoffen nicht oder nur schwer möglich“ sei. Wie schon beim Überthema „Veganismus“ spalten sich auch beim Thema „Veganismus in der Schwangerschaft“ die Lager: Befürworter kritisieren die dünne Forschungslage (auf welche auch die DEG hinweist) und verweisen auf die Möglichkeit, kritische Nährstoffe über Präparate aufzunehmen – und auf viele gesunde Veganerinnen mit ebenso gesund geborenen Babys.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Eine vegane Ernährung in der Schwangerschaft wird dann zur Gefahr, wenn blind auf eine ausreichende Nährstoffzufuhr vertraut wird, ohne diese zu überprüfen oder mit Präparaten zu unterstützen.

Welche Nährstoffe sind für die vegane Ernährung während der Schwangerschaft potenziell kritisch und warum?

Der Nährstoffbedarf während der Schwangerschaft ist deutlich erhöht. Das Baby hat noch keine eigenen Reserven und bedient sich deshalb ganz frech bei der werdenden Mama. Um Mutter und Kind ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen, sollte jede schwangere Frau genau auf Ihren Ernährungsplan achten und sich über die richtige Ernährung während der Schwangerschaft informieren. Viele der benötigten Nährstoffe sind in tierischen Produkten enthalten. Fallen diese als Lieferanten weg, droht ein Nährstoffmangel in der Schwangerschaft. Kritische Stoffe für Veganerinnen sind:

Viel buntes Gemüse aufgereiht für die vegane Ernährung in der Schwangerschaft
Pärchen mit schwangerer Frau beim Kochen von vegangen Gerichten
Schwangere Frau mit Obst-Picknick Korb

Vitamin B12

Das größte Risiko für einen Mangel besteht bei Vitamin B12. Es ist unter anderem für die Blutbildung zuständig – und das Blutvolumen eines schwangeren Körpers ist um bis zu 50 Prozent erhöht. Die Krux für Veganerinnen: B12 wird von Mikroorganismen gebildet und kommt fast ausschließlich in tierischen Lebensmitteln vor. Während Schwangere, die nicht auf tierische Lebensmittel verzichten, Schwangere ihren B12‐Speicher mit Fleisch, Eiern, Milch und Milchprodukten füllen, droht bei veganen Schwangeren ein Mangel, der zu Entwicklungsstörungen und neurologischen Schäden beim Ungeborenen führen kann.

Eisen

Die Gefahr eines Eisenmangels besteht für alle Schwangeren, ob vegan oder nicht. Während der Eisenbedarf normalerweise über Fleisch und Wurst gedeckt werden kann, können Veganerinnen auf pflanzliche Quellen wie Hirse, Vollkorngetreide oder Hülsenfrüchte zurückgreifen.

Achtung: Die Aufnahme von Eisen aus pflanzlichen Quellen ist deutlich erschwert – die Kombination mit Vitamin C, z. B. in Form von Obst, schafft hier Abhilfe!

Proteine

Es gilt derzeit noch als ungeklärt, ob eine ausreichende Zufuhr an wichtigen Eiweißen bei einer veganen Ernährung gewährleistet werden kann – die Proteinqualität pflanzlicher Lebensmittel ist im Vergleich zu tierischen Lebensmitteln verringert, gleichzeitig steigt der Bedarf während der Schwangerschaft um mehr als 20 Prozent an. Eine bewusste und gezielte Kombination veganer Proteinquellen wie Hülsenfrüchte, Nüsse, Getreide und Sojaprodukte kann dem vorbeugen.

Ausgewogene, vegane Ernährung mit Bowl aus Nüssen und Früchten

Nahrungsmittelergänzungen: Wann sind sie nötig?

Folsäure und Jod werden in der Regel auch von nicht‐veganen Schwangeren in Tablettenform eingenommen. Veganerinnen sollten in der Schwangerschaft auf jeden Fall zusätzlich das Vitamin B12 substituieren, hier führt kein Weg an Nahrungsergänzungsmitteln vorbei. Viele vegan lebende Menschen haben das auch ohne Schwangerschaft auf ihrem täglichen Plan stehen und nehmen Multi‐Präparate ein, die speziell auf den Zusatzbedarf von Veganern ausgerichtet sind und gleich mehrere potenziell kritische Stoffe abdecken.

Ausgewogene Lebensweise: Tipps für vegane Ernährung in der Schwangerschaft

Die meisten Veganerinnen setzen sich ohnehin intensiv mit ihrer Ernährung auseinander. Und doch gelten während einer Schwangerschaft andere Regeln. Vegan, schwanger und ausgewogen ernährt zugleich zu sein, ist möglich, erfordert aber eine sorgfältige Planung. Diese Tipps können dir dabei helfen, dich auch in deiner Schwangerschaft vegan zu ernähren:

Ernährungsberatung

Vegan lebende Schwangere sollten eine qualifizierte Ernährungsberatung aufsuchen und sich einen genauen Überblick über den veränderten Nährstoffbedarf (der sich zusätzlich auch im Laufe der Schwangerschaft immer wieder ändert!) verschaffen.

Ernährungsplan aufstellen

Planung ist alles! So abgedroschen der Spruch auch klingt, er trifft für den veganen Ernährungsplan während der Schwangerschaft zu. Auch dabei kann ein Ernährungsberater zur Seite stehen – und auch Hebammen haben oft wertvollen Input zu liefern.

Blutwerte kontrollieren

Sicherheit ist ein sanftes Ruhekissen. Die relevanten Blutwerte sollten während der vegan gelebten Schwangerschaft regelmäßig kontrolliert werden, um eine mögliche Unterversorgung ehest möglich zu erkennen und gegensteuern zu können.

Optimal versorgt durch neun Monate der Schwangerschaft zu kommen und sich ausschließlich pflanzlich zu ernähren ist etwas kompliziert, aber möglich. Und ob Mama das B12 letztlich vom Verzehr von Kuhmilch oder von Supplementen bekommen hat, spielt keine Rolle, so lange das ungeborene Baby bekommt, was es braucht.