Loslassen und eingewöhnen: Die Kita Eingewöhnung

Um es mit Goethe zu sagen: Zwei Seelen schlugen, ach, in meiner Brust. Ich war so was von bereit für kinderfreie Stunden und ich war so was von nicht bereit, mich von meinen Babys zu trennen.

Sie waren doch gerade eben auf die Welt gekommen (vor fast zwei Jahren) und sollten nun getrennt vom Muttertier ihren (Vormit-)Tag verbringen? Andererseits: Ich will zurück in meinen Job, wieder Zeit für mich haben. Also los! Wir springen zusammen ins Abenteuer namens Kita Eingewöhnung. Was jetzt kommt, ist die Meinung und persönliche Erfahrung einer Mutter von Zwillingen zur Kita Eingewöhnung. Keine Experten, keine Fakten, nur das Leben wie, es wirklich ist.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Kita Eingewöhnung?

Gegenfrage: Wann ist der richtige Zeitpunkt für irgendetwas? In den meisten Fällen ist es den Eltern vorgegeben, ab wann sie ihr Kind fremd betreuen lassen, weil die berufliche Babypause (meist die der Mütter) zu Ende ist. Oder – und das hat genau so seine Berechtigung: Sie wollen, ja brauchen wieder etwas Zeit für sich, möchten nach Monaten der 24/7‐Kinderbetreuung wieder durchatmen. Die Diskussion um den „richtigen“ Zeitpunkt für die Kita Eingewöhnung oder ab welchem Zeitpunkt die Kinder „so weit“ sind, ist eine mühselige, weil die Antworten so vielfältig sind wie die Familien selbst.

…was, wenn mein Kind sich noch nicht trennen kann?
Gut zu wissen ist jedenfalls: Sollte die Kita Eingewöhnung für ein Kind wirklich trotz aller Bemühungen aussichtslos erscheinen, sind dort kompetente Pädagogen am Werk, die ihre Einschätzung mit den Eltern besprechen. Dann könnt ihr immer noch überlegen, etwas zu warten oder auf eine andere Betreuungsform wie eine Tagesmutter umzusteigen. In den meisten Fällen ist diese Überschrift aber nur ein Konjunktiv im Kopf von Eltern.

Wie finde ich die passende Krippe?

Da ist zunächst das Offensichtliche: Erreichbarkeit, Öffnungszeiten, Ferienzeiten, Betreuungsschlüssel. Auf jeden Fall würde ich euch raten, jede Einrichtung, die zur Wahl steht, persönlich zu besuchen, auch wenn das ein zeitintensives Unterfangen ist. Aber euer Kind wird hier immerhin sehr viel Zeit verbringen! Mein persönliches Nonplusultra‐Kriterium: Sympathie. Es ist absolut erforderlich, dass Mama und Papa ein gutes Gefühl bei den Betreuern und Pädagogen haben. Wenn ihr als Eltern mit gutem Gewissen und gerne in die Krippe geht, spürt das auch euer Kind.

Auch das pädagogische Konzept sollte zu eurer Vorstellung von Erziehung passen. Welches Mittagessen kommt auf den Tisch? Gibt es einen Garten und auch Indoor‐Bewegungsmöglichkeiten? Das alles waren unsere Überlegungen. Ausschlaggebend war aber nach dem Lokalaugenschein das Gefühl: Ja, ich kann mir vorstellen, diesen Leuten meine Babys anzuvertrauen.

Wie können sich Eltern und Kinder auf die Kita Eingewöhnung vorbereiten?

Von Freundinnen wurde mir im Vorfeld geraten, einfach möglichst gelassen an die Kita Eingewöhnung heranzugehen. Ein paar Ideen habe ich trotzdem, die uns die Eingewöhnung erleichtert haben.

Die Kindergärtnerinnen helfen bei der Kita Eingewöhnung deiner Kinder.
Bei den Betreuungskräften ist dein Kind in guten Händen.

Bücher zum Thema Kita Eingewöhnung lesen

Ob Wimmelbuch oder Kurzgeschichte – im Vorfeld haben wir uns schon ausgiebig mithilfe von Büchern mit der neuen Situation vertraut gemacht. Den Namen der Hauptbetreuerin habe ich bei Erklärungen immer eingebaut.

„Schau, das ist Maria. Sie erzählt den Kindern gerade eine Geschichte!“ So habe ich versucht, die Pädagogin als künftige Bezugsperson anzukündigen. „Wenn die Kinder in der Krabbelstube ein Aua haben oder Durst bekommen, dann können sie immer zu Maria gehen und sie hilft ihnen. Auch Paula und Luise (– so heißen meine Töchter –) können immer zu Maria gehen, wenn sie etwas brauchen.“

Rucksack für die Krippe packen

Unsere Kinder fanden es total spannend, ihren ersten Rucksack zu bekommen – natürlich mit dem Hinweis darauf, wofür er gedacht ist. Wir haben daheim probeweise die Brotboxen befüllt und ein geliebtes Kuscheltier auserkoren, das täglich im Rucksack mit zur Krippe darf. Die Tatsache, dass sie neue Hausschuhe („ganz besondere Flitzis“) bekommen haben, war noch die Krönung.

Kind beim Basteln in der Kita.

Den Start klug planen

Die planmäßige Dauer für die Eingewöhnung in der Krippe wird normalerweise mit vier bis sechs Wochen veranschlagt. Ich fühlte mich mit der Zeitkomponente betreffend safe, denn wir hatten acht ganze Wochen, ehe ich im Büro zurückerwartet wurde. Und jetzt bitte festhalten: Diese acht Wochen haben mit Ach und Krach gereicht! Wenn den Eltern in der Eingewöhnungsphase ein Datum im Nacken sitzt, bedeutet das Stress für alle. Besser: Zu früh beginnen und ggf. die freie Zeit für sich selbst nutzen.

Ansonsten: Alles beim Alten belassen

Die Stunden im Trubel der Kita Eingewöhnung sind für die Kinder aufregend und anstrengend. Bis die Kinder richtig gut eingewöhnt sind, sollten deshalb alle Konstanten in ihrem Leben Bestand haben. Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, um mit der Schnullerentwöhnung zu beginnen, sie ins eigene Zimmer auszuquartieren oder einen Urlaub zu machen. Gebt eurem Kind die Gelegenheit, eine Herausforderung nach der anderen zu meistern!

Es geht los: So lief die erste Woche der Kita Eingewöhnung

Der erste Tag der Kita Eingewöhnung war anstrengend und intensiv – auch für mich war ja alles neu. Die Pädagoginnen hatten mir im Vorfeld eingebläut, was mein Part hierbei sein würde: In der Ecke sitzen und langweilig sein. Also ignorierte ich meine Mädchen so gut es ging und vertiefte mich in ein Buch.

Anfangs blieben die Kinder an meinen Beinen kleben (natürlich verweigerte ich nie, wenn sie mal im mütterlichen Hafen anlegen wollten), doch als sie die Lage gecheckt hatten, dauerte es nicht lange, bis die Neugier zu stark war. Sie ließen sich von der Pädagogin die Spielsachen zeigen und fingen an, alles zu erkunden.

Ab und zu warfen sie noch einen Blick auf meinen Platz – wohl um zu sehen, ob ich noch da war. Und zehn Seiten meines Romans später blickte ich auf und weg waren sie. Einfach um die Ecke Richtung Spielküche verschwunden. Mein Mutterherz schwoll vor Stolz an!

Die Kita Eingewöhnung kann für manche Kinder schwierig sein.

Das Abschiednehmen

Nach einigen Tagen des Besuchens (wir gingen meist nach 1,5 Stunden wieder nach Hause), wagten wir den nächsten Schritt: Die Trennung von Mama stand an. Als die Kinder in das Spiel vertieft waren, kündigte die Pädagogin an, Mama müsse kurz arbeiten gehen und komme danach wieder, um sie abzuholen. Und völlig ohne Protest oder die erwarteten Tränen ging ich alleine nach draußen.

Nach 10 Minuten kam ich wieder und wir traten den Heimweg an. Diesen Zeitraum haben wir immer weiter ausgedehnt, es kam das gemeinsame Frühstück hinzu und schließlich, nach mehreren Wochen, waren wir beim Vollprogramm angekommen.

Vertraue den Experten! Die Pädagogen in der Kinderkrippe, dem Kindergarten oder der Kita kennen sich aus und haben schon viele Kinder eingewöhnt. Lass sie entscheiden, wann dein Kind so weit ist, den nächsten Schritt zu machen!

Tipp von Mama zu Mama

Gut zu wissen: 6 Top‐Tipps für Kita Eingewöhnung

Als ich nervös zu Hause saß, besorgt, ob der erste komplette Betreuungstag samt Mittagsschlaf klappen würde, sagte eine Freundin zur mir: „Geh jetzt ins Vertrauen darauf, dass das die Mädchen schon machen. Lass sie das machen.“ Das war genau das, was ich brauchte. Jetzt möchte ich für dich so eine Freundin sein und gebe dir meine Top 6‐Tipps mit auf den Weg.

1. Kinder sind Herdentiere

Es ist mir völlig unverständlich, wie das funktioniert, aber das tut es. Alle Kleinkinder essen gemeinsam und legen sich danach brav jeder in sein Bettchen und schlafen ein. Auch die Kinder, die daheim nur mit Körperkontakt einschlafen oder vielleicht noch gestillt werden. Hab Vertrauen!

2. Du musst nicht jeden Tag erziehen

Ich bekenne feierlich: Manchmal besteche ich meine Kinder. In unserem Fall eher, damit sie heimgehen, obwohl vielleicht noch gerade ein sehr interessantes Spiel stattfindet. Ob das pädagogisch wertvoll ist? Na, jedenfalls klappt es. Und an manchen Tagen ist Mamas Geduldsfaden für ermüdende Überredungskünste einfach zu kurz.

Als Mama stehst du deinem Kind bei der Kita Eingewöhnung mit viel positiver Energie bei.
Die Zeit der Kita Eingewöhnung bedeutet viele neue Eindrücke, bei denen du deinem Kind mit viel Liebe zur Seite stehen solltest.

3. Der Nachmittag „danach“

Die Nachmittage nach der Fremdbetreuung sind Mama‐intensiv. Die Kinder sind besonders in der Anfangszeit erschöpft und anhänglich, gleichzeitig aber haben sie ihr Kontingent an Kompromissbereitschaft in der Krippe aufgebraucht. Mit der Zeit wird es leichter!

4. Dein Kind darf weinen

Es ist ganz natürlich, dass dein Kind Abschiedsschmerz verspürt, denn bisher bist du als Mama sein engster Vertrauter und Zufluchtsort. Wichtig ist nur, dass sich dein Kind anschließend von der Pädagogin beruhigen lässt. Übrigens weinen Kinder auch manchmal beim Abholen – aus Erleichterung, weil Mama ihr Wort gehalten hat und wieder da ist. Auch das darf sein.

5. Kontakt mit den Betreuern

Je kleiner das Kind, umso wichtiger ist die aktive Kommunikation mit der Kinderkrippe. Schon beim Info‐Gespräch kannst du klären, ob es Elternabende gibt und – noch wichtiger – ob du eine SMS schicken oder kurz mit der Pädagogin telefonieren kannst, wenn es offene Fragen gibt. Als meine Töchter das erste Mal in der Krippe geschlafen haben, bekam ich ein Foto aufs Handy geschickt und eine kurze Info dazu. Das war mir eine große Hilfe!

Bei der Kita Eingewöhnung ist es normal wenn sich mal eine Erkältung einstellt.

6. Die Hausapotheke aufrüsten

In der Kita begegnet dein Kind nicht nur anderen Kleinkindern, sondern auch vielen, vielen Viren. Es ist unausweichlich: Früher oder später wird es krank werden. Leg dir schon mal eine gut sortierte Hausapotheke zu und sei gewappnet!

So nervenaufreibend die Eingewöhnung in der Kinderkrippe auch sein kann, durchzuhalten lohnt sich! Aus meiner Erfahrung profitieren Kinder und Eltern gleichermaßen von der Betreuung. Es gibt dort kein bloßes Beaufsichtigen, sondern im Gegenteil: Die Kinder werden in der Einrichtung gefördert, erleben Neues, lernen dazu und finden Freunde.

Und ich als Mama? Ich kann wieder meinem Job nachgehen, habe Zeit für mich – und kann anschließend eine entspanntere Mutter sein.