Alles rund ums Stillen: Antworten und hilfreiche Tipps

Stillen ist für einen Säugling (wie sein Name schon vermuten lässt) der beste Start ins Leben, da sind sich alle Experten einig.

Ein Baby an seiner Brust trinken zu lassen, überhaupt Muttermilch zu produzieren, mit dem Stillen verbundene Essensvorschriften und eine Litanei an möglichen Stillpositionen lassen diese natürlichste aller Ernährungsweisen für werdende Mütter wie eine Wissenschaft für sich wirken.

Vorteile von Stillen mit Muttermilch

Stillen ist weit mehr als essen und Muttermilch weit mehr als Nahrung. Hier kommen sieben unschlagbare Vorteile von Muttermilch für Mutter und Kind:

1. Inhaltsstoffe: Nutri‐Score A+++

Alles, was ein Säugling braucht, ist im perfekten Verhältnis in Muttermilch enthalten. Die richtigen Eiweiße, Fette, Mineralstoffe, Spurenelemente, Vitamine, Kohlenhydrate: Ihre Zusammensetzung ist so ausgeklügelt, dass ein Baby nichts weiter braucht als Muttermilch.

2. Maßgeschneidert

Die Muttermilch „wächst“ mit den Nahrungsanforderungen des Babys und ändert dementsprechend immer wieder ihre Rezeptur. Bei sehr heißen Temperaturen nimmt der Wasseranteil in der Muttermilch zum Beispiel zu – ein perfekter Durstlöscher, der zusätzliches Wasser überflüssig macht.

Baby beim Stillen an der Brust der Mutter
Süßes Baby liegt oberkörperfrei zwischen Mama und Papa
Junges Baby lacht in die Kamera

3. Boost für das Immunsystem

Stillkinder bekommen über die Muttermilch jede Menge Abwehrstoffe mit, die sie vor Krankheiten und späteren Allergien schützen.

4. Immer und überall

Stillen ist unkompliziert, denn Muttermilch ist immer mit dabei, perfekt temperiert und keimfrei.

5. (Un)bezahlbar

Muttermilch ist kostenlos.

6. Stillt nicht nur den Hunger

Was Babys neben Nahrung zum Leben brauchen, ist Nähe. Beim Stillen wird das Stillhormon Oxytocin ausgeschüttet, das in Kombination mit dem erlebten Hautkontakt, dem Geruch und den Kuscheleinheiten die Bindung zwischen Mutter und Kind stärkt (und außerdem Nahrung für Mamas Seele ist).

7. Plus für Mama

Stillen hat auch für die Mutter gesundheitliche Vorteile: Es fördert die Rückbildung nach der Geburt und senkt langfristig das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken.

Kleinkind wird von Mutter gestillt
Die Entscheidung, wie lange man stillt, entsteht oft im Laufe der sogenannten „Stillbeziehung“.

Tipps um die Produktion von Muttermilch für das Stillen zu fördern

Schon gegen Ende der Schwangerschaft fängt dein Körper an, die Vormilch („Kolostrum“) zu produzieren. Der so genannte „Milcheinschuss“ folgt drei bis fünf Tage nach der Geburt und markiert den Übergang zur normalen Muttermilch. Bis dahin reicht dem Säugling diese kleine Menge an Vormilch, denn sein Magen ist zu Beginn nicht größer als eine Kirsche.

Mit diesen Tipps kannst du die Milchproduktion fördern:

  • Häufiges Anlegen:
    Das regelmäßige Saugen regt die Milchbildung an, die Nachfrage bestimmt das Angebot. Auch eine Milchpumpe hat diesen Effekt, sie kommt besonders bei Frühchen oder Mehrlingen zum Einsatz. (Lies hier mehr zum Thema Zwillinge stillen!)

  • Trinken, trinken, trinken:
    Etwa zwei Liter Wasser täglich braucht dein Körper während der Stillzeit! Stilltees können zusätzlich helfen, deinen Flüssigkeitshaushalt zu regulieren.

  • Natürlich nachhelfen:
    Bochshornklee, zum Beispiel in Kapselform, lässt die Milch fließen.

  • Gelassen bleiben!
    Stress kann den Milchspendereflex blockieren und zusätzlich zu Stress führen, was wiederum zur Blockade führt. Ein Teufelskreis, der sich mit Ruhe und Geduld verhindern lässt.

Durch die einzigartige Zusammensetzung von Muttermilch kann ein Stillbaby nicht überfüttert werden – du kannst dein Baby anfangs ruhig alle zwei Stunden an deine Brust legen!

Tipp von Mama zu Mama
Das Stillen mit Muttermilch fördert auch langfristig die Gesundheit deines Babys.

Mamas Ernährung während der Stillzeit

Im Vergleich zur richtigen Ernährung in der Schwangerschaft ist dein Speiseplan jetzt um einiges entspannter. Dennoch gibt es ein paar Dinge, die du beachten solltest, denn deine und die Ernährung deines Babys sind durch eure Stillbeziehung eng miteinander verknüpft.

Gesunder Teller mit viel Obst und Früchten für die Ernährung während der Stillzeit

Ausgewogen und ausreichend
Am besten behältst du deine gesunde Ernährungsweise einfach bei und nimmst regelmäßig Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und Lebensmittel mit einem hohen Eiweiß–, Kalzium‐ und Mineralstoffgehalt zu dir. Der Kalorienbedarf stillender Mütter ist etwa um 500 Kalorien pro Tag erhöht. Um sicherzustellen, dass du und dein Baby ausreichend Nährstoffe erhalten, solltest du auf dein eigenes Wohlbefinden achten – und während der Stillzeit auf eine Diät verzichten.

Alkohol und Koffein
Die meisten stillenden Mütter machen einen großen Bogen um Alkohol, was sicherlich die beste Variante ist. Anders als während der Schwangerschaft kannst du aber zu besonderen Anlässen eine Ausnahme machen, wenn das Timing stimmt. Eine Methode ist es, im Vorfeld Muttermilch abzupumpen und sie dem Baby per Fläschchen zu füttern. Auf diese Weise kannst du eine Stillmahlzeit pausieren, bis sich dein Gläschen Sekt wieder verflüchtigt hat. Good News für Morgenmuffel: Du kannst während der Stillzeit bedenkenlos zwei Tassen Kaffee am Tag trinken.

Getränke
Wasser, Tees und leichte Saftschorlen sind am besten geeignet – und davon zwei Liter täglich. Vorsicht bei der Wahl des Tees: Salbei und Pfefferminze hemmen dich Milchbildung!

Die richtige Position beim Stillen finden

Das Stillen sollte in ruhiger Umgebung stattfinden und braucht besonders während des Wochenbetts eine geschützte, intime Atmosphäre für dich und dein Kind. Es gibt viele Stillpositionen und bald wirst du feststellen, wie es für euch am besten funktioniert. Wichtig dabei: Du solltest es bequem haben, denn du wirst einige Zeit in diesen Positionen verbringen.

Im Sitzen: Du sitzt aufrecht auf dem Sofa und hältst dein Baby quer im Arm, sein Bauch schaut zu dir. Der Kopf des Babys liegt auf deinem Unterarm, der entspannt auf einem Kissen ruht.

Im Liegen: Du liegst auf der Seite, dein Baby liegt dir zugewandt neben dir, sein Kopf ist auf Höhe deiner Brustwarze.

Deine Hebamme ist auch in Sachen Stillen eine gute Ratgeberin und hilft dir im Wochenbett bei Fragen oder Stillproblemen!

Tipp von Mama zu Mama
Wähle für das Stillen in der Öffentlichkeit am besten passende Kleidung aus.

Wie lange und wie oft soll man stillen?

„Ab sofort bitte alle drei Stunden für 20 Minuten stillen!“ Auf eine derart konkrete Ansage wartest du vergeblich. Zum Glück! Denn es ist viel einfacher: Jedes Baby‐Mama‐Gespann hat einen eigenen Still‐Rhythmus und braucht unterschiedlich lange, diesen zu finden.

Wie oft gestillt wird, lässt du am besten dein Baby selbst bestimmen. Schon ein bis zwei Stunden nach der Geburt findet es den Weg zur Brust von ganz allein – wenn man es lässt. Anfangs wollen Neugeborene bis zu 12 Mal in 24 Stunden an die Brust, später bildet sich ganz von alleine eine Regelmäßigkeit. Manche Kinder trinken 20 Minuten lang, manche länger, manche kürzer. Auch nachts muss unbedingt gestillt werden, wenn das Baby danach verlangt!

Der Still‐Rhythmus ist nie in Stein gemeißelt, sondern verändert sich immer wieder. Halt dir das vor Augen, falls ihr anfangs ein sehr „sportliches“ Stillprogramm durchzieht.

Tipp von Mama zu Mama

Woran erkenne ich, dass das Baby genug isst?

Es verunsichert (werdende) Mütter anfangs, dass sie die tatsächliche Menge, die das Baby zu sich genommen hat, nicht überprüfen können. Es gibt jedoch ein sicheres Anzeichen dafür, dass dein Baby genug Muttermilch bekommt: Als Faustregel sollte der kleine Feinschmecker sechs nasse/ volle Harn‐Windeln pro Tag produzieren, dann bekommt er ausreichend Nahrung.

Langzeit‐Check: Dein Kind entwickelt sich, wächst, legt an Gewicht zu und sieht einfach rosig aus.

Dein Baby und du seid ein Team, das zusammengehört und Stillen eine Disziplin, die nur mit Teamwork gemeistert werden kann. Wer kann das schaffen, wenn nicht ihr zwei?