Das 1×1 der Geburtspositionen

Auf dem Rücken liegend wie ein Käfer, die Beine gespreizt in der Luft und umringt von „Zuschauern“ in Weiß – klingt nicht gerade nach einer angenehmen und intimen Geburtsposition. Und doch stellen wir uns eine Geburt oft genauso vor.

Danke auch, Hollywood! Aber sei ganz beruhigt: Diese Geburtsposition ist sogar die ungeeignetste für dich und dein Baby. Hier sind die ganz echten Alternativen für ein möglichst entspanntes und sicheres Geburtserlebnis.

Welche Geburtspositionen gibt es?

…und noch viel wichtiger: Für welche Phase der Geburt eignen sie sich? Zu Anfang geht es eher darum, gut durch die Wehen zu tauchen, zum Finale hin soll die Geburtsposition dir und deinem Baby möglichst viel „Arbeit“ abnehmen. Du wirst es ohnehin nicht die ganze Zeit in einer Stellung aushalten, deshalb: Jetzt weiterlesen!

Gerade in der Anfangsphase der Geburt kann die Schwerkraft dir viel Arbeit abnehmen.

Eröffnungsphase: Geburtspositionen für den Anfang

Womöglich hast du schon genau jetzt, während du diesen Text liest, Probleme, länger zu stehen und kämpfst mit Kurzatmigkeit, Rückenschmerzen und geschwollenen Beinen. Aber zu Beginn der Geburt wird dir wahrscheinlich genau diese stehende Position am angenehmsten sein.

Welche Geburtspositionen für die Startphase?

Du stehst breitbeinig und lehnst dich zur Unterstützung gegen eine Wand, deinen Partner, stützt dich an einer (Sprossen‐)Wand ab oder beugst deinen Oberkörper zur Entlastung über das Bett.

Die gebeugte Stellung hat zusätzlich den Vorteil, dass du gut dein Becken kreisen lassen kannst (übrigens schon während der späten Schwangerschaft eine wahre Wohltat!).

Stehend, gehend, gebeugt & hängend

In der Anfangsphase fühlen sich die meisten Frauen in aufrechten Positionen am wohlsten. Die Schwerkraft ist deine Geburtshelferin und hilft dabei, das Baby weiter in das Becken rutschen zu lassen.

Gut zu wissen für den Geburtsstart: Meist ist im Kreißsaal auch ein von der Decke hängendes, festes Tuch vorhanden, in das du dich richtig hineinhängen lassen kannst. Auf jeden Fall sollte immer etwas – oder jemand – als Stütze für dich griffbereit sein, falls eine Wehe anrollt.

Sehr gerne „Gehen“ (na ja, wie wir wissen, ist es ja dann doch eher ein Watscheln) werdende Mamas auch etwas auf und ab. Das bringt dein Becken in Schwung und das Aktivsein hilft gleichzeitig gegen das Gefühl, den Wehen einfach so ausgeliefert zu sein! Diese Geburtspositionen lassen sich super abwechseln!

Zwei Fragen machen Geburtsvorbereitungsübungen

Schwangere Frau übt Geburtspostionen

Austreibungsphase: So bringst du dein Baby zur Welt

Klingt komisch, ist aber so: Die Niederkunft steht bevor und auch du kommst jetzt ganz buchstäblich nieder. Für diesen Teil der Geburt suchst du dir eine bodennähere Geburtsposition.

Welche Geburtspositionen für die Endphase?

Jetzt geht es darum, dein Baby gut durch den Geburtskanal zu bringen und dir zwischen den Presswehen Verschnaufpausen zu verschaffen. Einige Positionen sind dafür besonders geeignet – denn jetzt willst du die Schwerkraft nutzen und den Rücken entlasten.

Vierfüßler, Hocke oder liegend

Mit am beliebtesten ist der Vierfüßlerstand, den viele Frauen von sich aus irgendwann einnehmen, weil er einfach gut tut. Der Rücken wird entlastet, der Bodenkontakt hilft beim Pressen und in den Wehenpausen kannst du dich gut erholen.

Kräfteraubender, aber sehr effektiv ist die Hocke. Setz ich auf deine Fersen oder einen Gebärhocker oder lass dich von deinem Partner stützen. Diese Geburtspositionen öffnen dein Becken und die Schwerkraft wird optimal genutzt, sodass du sehr effektiv pressen kannst.

Natürlich ist es auch möglich, dass du dein Baby in liegender Stellung zur Welt bringst. Die Geburtshelfer haben so die beste Sicht auf den Geburtsfortschritt – du selbst jedoch bist in deiner Bewegung eingeschränkt und das Pressen ist schwieriger. Außerdem kann es zum Vena‐Cava‐Syndrom kommen, bei dem die Versorgung des Babys beeinträchtigt wird. Viele Hebammen sind wegen dieser Nachteile keine großen Fans dieser Geburtsposition!

Welche Geburtsposition ist für mich die richtige?

Du wirst es ohnehin tun, aber wir wollen es nochmal in aller Deutlichkeit sagen: Hör auf dich und deinen Körper. Er wird dir sagen, was er gerade braucht und – sollte nicht ein medizinischer Grund dagegen sprechen – dich instinktiv positionieren.

Du wirst vergessen, wie peinlich es dir war, genau diese Stellung im Geburtsvorbereitungskurs einzunehmen und einfach tun, was dir und deinem Baby gut tut. Wenn du dann noch eine Hebamme an deiner Seite hast, der du vertraust, wird alles gut! Und schon bald hältst du das schönste Geschenk überhaupt auf dem Arm: dein Baby.

Top 5 Tipps: Wie kann ich mich vorbereiten?

  • Der Besuch eines Geburtsvorbereitungskurs bei einer Hebamme ist auf jeden Fall eine gute Idee!

  • Es ist für jede vaginale Geburt hilfreich, wenn die werdende Mutter körperlich fit ist – Sport in der Schwangerschaft kann den Geburtsverlauf positiv beeinflussen.

  • Übe die Stellungen auch zu Hause gemeinsam mit deinem Partner (und sag ihm, in welcher Geburtsposition er dir zum Beispiel auch den Rücken massieren könnte 😉), das gibt euch Sicherheit und es ist einfach schön, sich so auf die Geburt einzustimmen.

  • Meistens ist es möglich, vorab einen Kreißsaal in der Geburtsklinik zu besichtigen. Es ist schon alles aufregend genug, da ist es beruhigend, die Location schon einmal zu kennen – und du kannst dich gleich erkundigen, welches Equipment für die Geburt vorhanden ist (Hocker, Tuch oder Seil, Sprossenwand, Gymnastikball, Badewanne, …)!

  • Der Geist hilft dem Körper: Für das steigende Schmerzlevel kannst du dir vorab ein positives Credo (oder gleich mehrere) zurechtlegen und dir laut vorsagen, zum Beispiel „Mein Baby und ich schaffen das gemeinsam“.